Samstag, 9. Mai 2009

Leuchttürme sollen über Europa strahlen

Leuchttürme sollen über Europa strahlen

Was die Bundesregierung versucht, kann die Europäische Union schon lange - einen Wettbewerb starten und Spitzenhochschulen aufs Treppchen heben. Die EU will sechs Nobel-Unis mit Lorbeer bekränzen und damit den USA und Asien Paroli bieten.

Nach der rot-grünen Bundesregierung ist jetzt offenbar auch die Europäische Union zur Überzeugung gelangt, dass es universitärer Leuchttürme im Meer des Mittelmaßes bedarf, um international zu bestehen. Nach einem Bericht des "Handelsblatts" will die EU mit einem Netz von sechs Elite-Universitäten die europäische Forschung wieder an die Weltspitze bringen.

Die Zeitung beruft sich auf einen Vermerk des Bundesforschungsministeriums. Danach soll die Initiative der Europäischen Kommission auserwählten Universitäten erlauben, der Konkurrenz auf dem weltweiten Bildungsmarkt Paroli zu bieten. Dabei denken die Bildungspolitiker sowohl an Spitzeninstitute in den USA als auch an die aufholenden asiatischen Länder.


Ähnlich wie die Bundesregierung will auch die EU einen Wettbewerb ausschreiben, bei dem eine unabhängige Jury fünf Spitzenhochschulen auswählt. Zusätzlich soll als sechster Leuchturm ein neues "European Institut of Technology" (EIT) geschaffen werden.

"Akademischen Niedergang stoppen"

Die fünf Siegerhochschulen sollen dann mit dem EIT ein Exzellenz-Netzwerk bilden. Ferner solle das EIT völlig unabhängig Forschungsschwerpunkte setzen, Studenten auswählen und an kein öffentliches Dienstrecht gebunden sein. Die nötigen Finanzen sollen die Mitgliedstaaten sowie private Sponsoren aufbringen.

Von den Ländern brüskiert: Ministerin Bulmahn
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DPA

Von den Ländern brüskiert: Ministerin Bulmahn
Die Initiative solle den "drohenden akademischen und wissenschaftlichen Niedergang" in Europa stoppen und den "Wiederaufstieg zum Gipfel" in Gang bringen, zitiert die Zeitung aus einer Erläuterung der EU-Kommission.

In Deutschland ringen Bund und Länder bereits seit über einem Jahr um eine "Exzellenzinitiative". Obwohl für das geplante Programm 1,9 Milliarden Euro vorgesehen sind, von denen drei Viertel der Bund beisteuern soll, kommen die Kontrahenten beim Reizthema Elite-Unis nicht recht vom Fleck.

Auch auf "Superhorst" hört bisher keiner

Während Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) auf einen öffentlichkeitswirksamen Wettbewerb setzt, denken die unionsregierten Länder in erster Linie an eine kräftige Finanzspritze für die Forschung. Auf das große Uni-Casting wollen sie verzichten und möglichst viele Hochschulen ihrer Regionen mit Zuschüssen bedenken. Am Gezerre um die Bildungshoheit zwischen Bund und Ländern scheiterte bisher nicht das Eliteuni-Programm, sondern auch die Föderalismusreform.

Bundespräsident Köhler äußerte sich in seiner "Superhorst"-Rede zum Föderalismus-Hickhack, Kanzler Gerhard Schröder in einer Regierungserklärung am Donnerstag ebenfalls, und am Mittwoch wurde im Bundestag über die Zukunft der Elite-Unis debattiert.

Bisher jedoch gibt es nur minimale Bewegung - eine Arbeitsgruppe auf Ministerebene soll einen Kompromiss zur "Exzellenzinitiative" der Bundesregierung finden und versuchen, die Blockadehaltung zu lockern. Die Hochschulen warten derweil mit wachsender Ungeduld darauf, dass die in Aussicht gestellten und dringend benötigten 1,9 Milliarden Euro endlich bei ihnen ankommen.

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